„The spirit of Give And Take“ ist eine Adaption des archaischen Modells des Blutbundes auf die heutige medizinische Bluttransfusion, die in ihrer Anwendung auf den Nahostkonflikt Menschen symbolisch, physisch und psychisch zusammenführt und darüber hinaus in der Lage ist Leben zu retten und zu erhalten.
Die Blutübertragung, in dem Sinne also Spende und Transfusion, ist ein geradezu archetypischer Akt des Leben erhaltenden Gebens und Entgegennehmens. Der moderne Blutbund wird auf Grund der Ergebnisse der Arbeit auf die Form einer öffentlichen Blutspende reduziert.
Gemäß dem Prinzip der Analogie wurde schon in der Antike eine Verbindung zwischen Körpersäften und dem Ablauf der Jahreszeiten hergestellt. Nach hippokratischen Lehren lag die Verknüpfung von Blut mit dem Frühling begründet in der Beobachtung, dass sich das Blut im Frühling vermehre.
An einer Straße zwischen Erfurt und Weimar liegt ein Feld im nahenden Frühling. An genau einem Punkt an dessen Fuße, der nur von der Straße aus ersichtlich ist, erwächst eine Horizontlinie, die den rohen, urbaren Acker unendlich erscheinen lässt.
Der vermeintliche Gipfel des Horizonts muss von genau diesem Punkt aus erklommen werden. Er wird Ort der Aktion und Installation „The spirit of Give And Take“ sein.
Der beschwerliche Weg durch die fertile noch unangetastete, frisch riechende Erde stellt die Einführung für den Rezipienten dar, der in horizontaler Ferne noch nicht mehr als drei Liegen stehen sieht, wie man sie aus medizinischen Behandlungszimmern kennt.
Mit jedem Schritt durch die Fruchtbarkeit, lässt man die Geräusche der die Zivilisation symbolisierende Straße ein Stück hinter sich. Das Bild wird klarer Stück für Stück. Es ist noch recht kalt, obwohl die erste Zeit des Jahres zu nahen scheint.
Jetzt beginnt man transparente kleine Beutel neben jeder Liege zu erkennen, die an Ständern hängen und durch Schläuche verbunden sind. Es sind Blutspendebeutel, auf denen das Logo und der Schriftzug der Arbeit zu sehen sind.
Die drei nach Osten ausgerichteten Liegen deuten die möglichen beteiligten Partner an.
Die Künstlerin tritt ins Bild und legt in Anlehnung an den alten hebräischen Blutbundritus ihren Mantel und Gürtel auf zwei der drei Liegeflächen. Der Mantel war für die Hebräer Zeichen für den ganzen Menschen, dessen Leben und Sein. Der Gürtel an dem die Waffen befestigt waren, stand für Stärke und Schutz. Diese Attribute werden so symbolisch weitergegeben.
Die Künstlerin legt sich auf die dritte Liege. Sie spenet nun ihr Blut stellvertretend für alle.
Das Blut fließt in einen der Spenderbeutel. Aus diesem wird es in drei Tintenfässchen gefüllt. Ein bleibendes Zeichen zur Besiegelung wird gesetzt.
Das Blut soll symbolisch als Tinte für die Unterzeichnung des Friedensvertrages dienen. Die Tintenfässchen und eine Feder werden in je ein Kästchen verpackt und an die Regierungsoberhäupter von Deutschland, Israel und Palästina adressiert und später verschickt.
Der Bund wird durch ein abschließend stattfindendes modernes Bundesmahl bekräftigt. Die Rezipienten werden wie schon beim Verbringen der Gaben einbezogen. Die Installation ist vollendet, wenn die Protagonisten das Feld verlassen haben.
Jenseits der Straße, die bildhaft die Zivilisation des Gestern und Heute teilt und quasi im Rücken des Betrachters der Installation steht das Mahnmal Buchenwalds – in einer die Vergangenheit symbolisierenden Distanz.
Wo stehen wir und wie weit sind wir bereit zu gehen? Die Arbeit ist Bestandsaufnahme und zugleich symbolischer Anfang.
The spirit of Give And Take“ ist Bestandteil eines dreiteiligen Zyklus, der sich mit gewaltsamen Krisen und Kriegen befaßt.
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